13. Streuobstwiesen


Der „Judenberg“ ist eine der größten zusammenhängenden Streuobstwiesenflächen des Landkreises Gießen. Der Begriff „Streuobst“ bezeichnet Anpflanzungen hochstämmiger Obstbäume, die nach Art und Alter gemischt und locker gestreut in der Landschaft anzutreffen sind. Sie sind wichtige Landschaftsbestandteile. Hochstämmige Obstbäume mit heutzutage kurios klingenden Namen wie „Geflammter Kardinal“, „Kaiser Wilhelm“ oder „Gräfin von Paris“ deuten darauf hin, dass die Anpflanzungen um das Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten. Lokal beheimatete Sorten wie der „Allendorfer Rosenapfel“ oder „Heuchelheimer Schneeapfel“ stellen sogar ein besonderes Kulturgut dar.

Für viele mitteleuropäische Vogelarten sind alte Streuobstbestände durch ihren Höhlen- und Totholzreichtum die idealen Brutstätten. Die 2.667 Obstbäume (Zählung im Jahr 2013) bieten Nistmöglichkeiten für bedeutsame Vogelarten wie: Gartenbaumläufer, Gartenrotschwanz, Gimpel, Feldsperling, Neuntöter, verschiedene Spechtarten und zahlreiche Fledermäuse.

 

Die aufgehängten Nisthilfen werden ergänzt durch Brutröhren für den hier vorkommenden Steinkauz.

Das Streuobstgebiet auf dem „Judenberg“ ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil magerer, artenreicher Wiesenflächen. Auf den trockenen und basenreichen Böden sind Glatthaferwiesen mit Wiesen-Salbei, die sich auf ehemaligen Äckern gut entwickelt haben und im Gießener Stadtgebiet recht selten sind, kennzeichnend.

Der Ortsbeirat hat im Jahr 2005 beschlossen, für den „Judenberg“ ein Pflegekonzept erstellen zu lassen. Über die Landschaftspflegevereinigung Gießen werden alljährlich folgende Maßnahmen -koordiniert: Entbuschung, Beweidung, Neupflanzung von Bäumen, Erhaltungsschnitt von Bäumen, Ernte (bei Eigentümern, die die Ernte freigeben) und Vermarktung der Früchte bzw. des daraus gewonnenen Saftes. Es handelt sich hierbei um eine Maßnahme, von der alle Beteiligten profitieren. Die Grundstückseigentümer erfahren eine Aufwertung ihres Grundstückes, ohne dabei Rechte abzugeben. Allendorfer Vereine und örtliche Schäfer führen die Maßnahmen gegen Entgelt durch, und somit sind die Gelder für Ausgleichsmaßnahmen sinnvoll investiert. Eine einzigartige und erholsame Kulturlandschaft bleibt erhalten, und das Obst wird als wertvoller Vitaminspender genutzt, anstatt an den Bäumen hängenzubleiben oder als Fallobst zu verfaulen.

 

Der „Judenberg“ ist im Stadtgebiet Gießen einer der wertvollsten Streuobstbestände für den Arten- und Biotopschutz, nicht zuletzt weil die Landespflegevereinigung Gießen für den Erhalt des Gebiets zuständig ist.

Der überwiegende Anteil des rund 8 Hektar großen Areals ist Privateigentum. Die stark zergliederten Grundstücke sind häufig nur wenige Meter breit und bis zu hundert Meter lang. Die Nähe zum Ort bietet Gelegenheit zur Naherholung, Raum für Ausflüge und entspannte Begegnungen in der Natur.